Donnerstag, 8. August 2013

Der Hängebrückenweg

Auf geht's zur leichten Wanderung ins verwunschene Val Sinestra! Am einfachsten nimmt man von Scuol aus das Postauto direkt ins Val Sinestra (fährt nur im Sommer; Abfahrt Bahnhof: 08.10, Hotel Belvedere 08.12; im letzten November habe ich die Wanderung schon mal gemacht und konnte dann nur bis Sent (Nachbardorf) fahren. Ich bin dann ins Val Sinestra gelaufen; die Wanderung wird so 1 1/2 h länger).

Bereits der Weg ins Val Sinestra ist abenteuerlich. Rechts ist die Brancla-Schlucht, links sind hohe, baumbestandene Hänge. Dazwischen der Weg, der kaum breit genug ist für ein Postauto. Manchmal hängt man schier über der Schlucht - die einheimischen Chauffeure meistern aber alles!


Mitten im Tal thront das alte Kurhaus des Val Sinestra (oben auf dem Foto). Es ist ein verwunschenes Hotel - plüschig, alt, romantisch, unheimlich - es soll spuken. Es wird im Sommer und im Winter vor allem von holländischen Gästen besucht - warum, weiss keiner. Von der Postauto-Haltestelle geht man aber nicht ins Hotel, sondern wendet sich nach rechts, Richtung Fluss.

In dieser Badewanne unterhalb des Kurhauses, ganz nahe an der Brancla, wird das Wasser der berühmten Ulrich-Quelle aufgefangen. Scuol ist reich an Heilquellen, und die des Val Sinestra sind einzigartig. Es handelt sich um einen Arsen-Eisen-Säuerling, dem Heilkräfte vor allem bei Gelenkserkrankungen zugeschrieben wurden. Das Hotel war einst ein berühmtes Kurhaus. Das Wasser der Ulrich-Quelle soll übrigens auch bei Langzeit-Einnahme nicht schädlich sein, trotz Arsengehalt. Ich hab's natürlich gleich als "Wanderwasser" abgefüllt!


Dann geht es über den Fluss, einen kleinen Wanderweg talaufwärts, etwas oberhalb des Flussbettes der Brancla. Es ist eine schöne, leichte Wanderung, die auch mit Kindern gut zu machen ist. Eine besondere Attraktion sind die Hängebrücken! Es gibt zwei davon, und sie dürfen von max. 5 Personen gleichzeitig begangen werden - und sie schaukeln. Kein Problem, ich find's lustig, aber nicht alle ... wir haben eine Familie aus Österreich getroffen, die uns fast verzweifelt fragte, ob es denn noch mehr Hängebrücken gibt ...

Am Fluss sieht man eine Menge Steinmännli, an den Hängen gelegentlich Gemsen (leider ist mein Foto nicht gut genug geworden). Nach ca. 1 1/2 h gemächlich bergauf wandern kommt man zum Hof Zuort.


Hof Zuort ist ein Gutshof, Restaurant mt Übernachtungsmöglichkeit, hat eine Kapelle mit Glockenspiel, das ein von den Nazis verfolgter Komponist hier im Refugion entwickelt hat. Für die, die dran glauben: Zuort ist auch ein "Kraftort". Wir haben aber nicht in Zuort gegessen, sondern sind noch eine halbe Stunde weitergewandert zur Alp Griosch.


Die Alp Griosch liegt weit hinten im Tal auf 1800 m Höhe, der Anstieg ist aber ganz gemächlich. Weiter laufen kann man zur Heidelberger Hütte, oder den alten Schmugglerpass nach Samnaun überqueren. Die Alp Griosch wurde im Jahr 1620 verlassen; die derzeitige Alp-Familie ist die erste, die seit fast 400 Jahren wieder das ganze Jahr hier oben wohnt. Es gibt ein wunderbares Gärtli, und alle Produkte, vom Rosen- und Lärchenzapfensirup über diverse Kuchen bis zum Zimtfladen sind hausgemacht. Der Service ist aufmerksam und liebevoll - sehr zu empfehlen!

Wir haben uns dann überlegt, ob wir mit Trottinetts (wie heisst das auf deutsch? Roller?) bis Vna (Postautostation) fahren; man kann sie auf der Alp Griosch mieten und einfach an der Postautohaltestelle abstellen. Ich habe aber die Verletzungen gesehen, die sich unsere letzten Gäste nach einem Sturz mit dem "Trotti" zugezogen haben und habe dankend verzichtet ... Ich brauch' für so etwas Ganzkörperbeleidung und nicht nur leichte Wanderhosen!

In 1 1/2 Stunden läuft man dann auf einem fast ebenen Alpsträsschen zurück nach Vna. Dort fährt das Postauto um 13.15. Ca. um 14.00 Uhr ist man dann in Scuol. In Vna habe ich noch dieses idyllische Katzenstilleben entdeckt.









Donnerstag, 25. Juli 2013

Von Nichtschwimmer-Igeln und badenden Fledermäusen

Zur Abwechslung mal Tierisches: In meinen Italien-Ferien hatten wir ein grosses Schwimmbad, im Boden eingelasssen, ohne Rand. Eines Mittags, gerade vom Einkaufen zurückgekehrt, wollte ich baden und sah am Boden so etwas wie ein grosses braunes Blatt. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich das Blatt als stachlig - oh weh, ein ertrunkener Igel! Wir haben das Tier rausgefischt - tja, Wiederbelebungsversuche bei einem Igel sind etwas problematisch - leider war nichts mehr zu machen. Das Bad haben wir dann einen Tag lang nicht mehr benutzt ... zwei Tage später gingen wir zum "Morgenschwumm" - da zappelte doch tatsächlich der nächste Igel im Schwimmbassin! Den konnten wir noch rechtzeitig mit dem Netz rausfischen, bevor er ganz unterging, und nach ca. 3 h hatte er sich so weit erholt, dass er davonwackelte. Ein Lob auf Schwimmbäder mit erhöhtem Beckenrand!

Nun, einige Tage später in Scuol, war ich mit meiner Freundin im öffentlichen Freibad, im "Trü". Wir unterhielten uns gemütlich am Beckenrand, als sich im Sturzflug ein kleines Wesen - wir dachten zuerst, es sei ein Vogel - ins Becken stürzte. "Den müssen wir retten!" sagte ich. Also ums Becken rumgelaufen, da schwadderte das Wesen mit aller Kraft und recht gekonnt Richtung Rand. "Das ist eine Fledermaus!" rief meine Freundin. Das Tierchen setzte seine Flügel perfekt ein, war in wenigen Sekunden am Beckenrand und wurde dort von uns auf ein grosses Blatt geholt. Dort sass sie etliche Minuten, und schleckte mit einer winzigen rosa Zunge die Feuchtigkeit vom Blatt. Hat sie so Durst gehabt? Wir haben sie ausgiebig bewundert und dann samt nassem Blatt in den Schatten gelegt. Aber wir fragen uns: Was macht eine Fledermaus überhaupt am Tag? Und warum stürzt sie in ein Schwimmbad?

Donnerstag, 18. Juli 2013

Gaetan Bally, Architekturfotograf


Gaetan Bally, Architekturfotograf aus Zürich, hat neue Fotos der dritten Wohnung (Sirena) bei uns gemacht. Wenn Ihr mal einen wirklich guten Fotografen braucht, findet Ihr ihn unter www.gaetanbally.ch

 Hier sind die neuen Fotos.


Herzlich Willkommen - mit Gästepantoffeln!

So sehen Wohn-Esszimmer in der neuen Wohnung aus. Die ersten Gäste waren schon da, und haben es genossen.


Tja, und das ist der Blick vom Garten der Wohnung Sirena aus. Das Gras muss nach den Bauarbeiten wieder richtig wachsen, das dauert halt noch etwas ...


Zwei Liegebetten im diskreten Gärtchen mit Terrasse gibt es auch.



Hier die Polstergruppe auf der Terrasse der Wohnung Ena (4 - 8 Personen). Sehr gemütlich ... das fand Nachbars weisse Katze offenbar auch. Dank guten Tipps hab' ich alle Katzenhaare wegbekommen ...

Mittwoch, 10. Juli 2013

Fremdgegangen

Jetzt war mal eine längere Blog-Pause. Sorry, ich bin fremdgegangen, und das ist wörtlich zu nehmen. Habe nämlich meine Sommerferien in Italien verbracht, und alles gemacht, was man dort so tut - geflirtet, Wein getrunken, Wein gekauft (warte noch auf eine Lieferung und bin gespannt, ob das klappt oder ob ich meinen Wein in einigen Wochen unten holen gehe), fein gekocht, gemalt ...
Ab jetzt hört Ihr wieder regelmässig aus Scuol. Dort haben wir inzwischen Gäste aus Australien beherbergt - meine erwachsenen Kinder haben sich um sie gekümmert, und sie waren richtig sehr nett. Toll, dass sie uns aus Australien heraus via Internet gefunden haben!
Ab Samstag sind dann bis 10. August beide Wohnungen ausgebucht, und dann kommt für mich der Härtetest: jedes Wochenende rauf, Wohnung abnehmen, durchputzen, neue Gäste empfangen, und, wenn alles klappt, am Sonntag Wandern gehen. Ich freu' mich drauf! Übrigens habe ich in meinen Ferien viel gelernt darüber, was in einer Ferienwohnung gar nicht geht (ich hatte selbst eine): stinkende WC-Bürsten und das Nachverlangen von x Zusatzkosten ... Ich hab' nach meiner Rückkehr gleich eine Menge neue WC-Bürsten gekauft und wechsle sie in der Chasa Diala jede Woche, und Zusatzkosten gibt's bei uns auch nicht. Weder für's WLAN, noch für Heizung, Strom, Gas etc. Ich kam mir abgezockt vor. Zusatzkosten von 400 Euro in zwei Wochen für Hauswart und Gartenpflege, Strom und Warmwasser ... !!! Meine Gäste werden so was nie erleben!

Donnerstag, 20. Juni 2013

Super nette ungarische Monteure

Am vergangenen Wochenende ist die Gartenwohnung "Sirena" fertig geworden. Ab heute sind die Fotos auf www.chasadiala.ch aufgeschaltet. Aber das war eine Zangengeburt! Von zwei befreundeten Möbelhäusern hatte ich die Möbel bestellt - das eine kam pünktlich um 09.30, vom anderen hörte und hörte ich nichts. Um 10.00 habe ich das erste Mal angerufen, um 11.00 das zweite Mal, um 12.00 das dritte Mal, um 13.30 das vierte Mal - und diesmal hiess es, ja, man sei unterwegs, aber am Schweizer Zoll blockiert worden ... um 14.30 erhielt ich ein Telefon vom Leiter des Auslieferungslagers: meine Möbel kämen um 15.00 Uhr, aber leider reiche die Zeit dann nicht zum Zusammenbauen. Sie kämen halt in 14 Tagen nochmal.

Mir blieb fast das Herz stehen: "Das könnt ihr nicht machen! Ich bekomme Gäste aus Australien - die Flüge sind gebucht - die können doch nicht auf dem Boden schlafen!" Gemeinsam fanden wir eine Lösung: Das Schreinerteam vom Partner-Möbelhaus war gerade fertig geworden. Der Auslieferungsleiter fragt das Partnergeschäft, ob die Monteure mit montieren dürfen, damit alles fertig wird - ich frage vor Ort die Monteure, ob sie bleiben würden, notfalls gegen Barzahlung durch mich, falls der Chef nein sagt.

Es klappt: der Chef sagt ja, und nicht nur das: Im Laufe des Nachmittags bekomme ich alle Möbelschreiner-Teams (alles Ungarn), die an diesem Tag im Unterengadin im Einsatz sind. Teilweise schrauben sieben Mann an meinen Möbeln - und tatsächlich, um 17.30 Uhr ist alles fertig - und sogar das Verpackungsmaterial ist aufgeräumt und entsorgt. Da kann ich nur sagen! Einfach super! Herzlichen Dank den Firmen Möbelix und xxxLutz aus Zams (Österreich) und den Monteuren, die einen tollen Einsatz geleistet haben!

Hier noch einige Fotos der fertigen Möbel (pardon: Wohnung).








Montag, 10. Juni 2013

Abseits viel begangener Pfade

Vor einigen Wochen war ich auf einer "Blumenwanderung" talabwärts. Im Unterland hat es geregnet, was der Himmel hergab, Scuol jedoch wurde seinem Ruf als "Trockenecke" wieder mal gerecht. So wanderte ich nach Sent. Ganz in der Nähe des Spitals findet man die Clozza-Quelle, gefasst im "Eichhörnli-Brunnen" - so nennen wir ihn wegen seiner Brunnenfigur. Die Clozza-Quelle ist ein Tafelwasser, das von Gästen und Einheimischen gerne getrunken wird: kohlensäurehaltig, erfrischend. Jede/r kann sich hier sein Mineralwasser in Flaschen abfüllen - es läuft gratis aus dem Berg.





Nach Sent ging ich allerdings nicht auf dem üblichen Weg für Wanderer und Biker. Nur ca. 20 m nach Beginn des offiziellen Wanderweges nach Sent zweigt links zwischen Felsen ein Weg ab, der zuerst zurück Richung Scuol zeigt, dann aber hinaufführt zu einem Gehöft, und dann weiter durch herrlichste Blumenwiesen nach Sent.


In Sent wird man von skurrilen Gebäuden empfangen. Als hätten sie Friedensreich Hundertwasser zur Inspiration gedient, wölben sich die Tor-Eingänge.


Zwei Häuser weiter beobachtet einen das "Erkermännli", ein traditioneller Hausschmuck (wurde in alten Versen auch dazu genutzt, Kindern zu drohen - das Erkermännli sieht alles!!).


Dieses "Hexenhaus" steht im Tobel unterhalb der zerfallenen Kirche von Sent (eine interessante Ruine ...) und hat die schönste Ritscha (Wasserhexe, Wasserkönigin), die ich kenne, an der Fassade.


Längere Zeit habe ich den Weg von Sent hinunter zum Inn gesucht - ich wollte den Inn entlang durch Pradella zurück nach Scuol wandern (hier Pradella vom Weg nach Sent aus - fast wie aus dem Flugzeug).



Schliesslich, nachdem einige Wege (oder zumindest Strecken, die aussahen wie Wege) in den saftigen Blumenwiesen geendet hatten, kehrte ich um - und fand ganz überraschend den Weg hinunter ins Tal. Allerdings ist "Weg" zu viel gesagt: er führt durch das Tobel, über Schutthalden, Wiesen, durch Waldstücke ... immer, wenn ich aufgeben wollte und dachte, jetzt sei ich sicher falsch, kam jedoch eine Wanderweg-Markierung in Sicht. Allerdings sieht der Weg aus, als würde er kaum begangen ... Hinauf nach Sent gibt es spektakuläre Ausblicke. Hier ein Haus mit typischem "Senter Giebel".


Endlich unten im Inntal angekommen, wollte ich bis ganz zum Inn hinunter absteigen. Der Weg verlief sich wieder mal zwischen den Wiesen, aber man kommt doch sicher runter zum Inn, dachte ich ... weit gefehlt. Plötzlich stand ich oben an einer Geröllböschung, sicher ca. 50 Grad steil, ca. 60 m hoch - da wäre der Abstieg (bzw. das Herunterrutschen) zu gefährlich geworden. Also lief ich oben an der Böschung entlang - irgendwo wird es schon hinuntergehen. Tja, falsch. Nach etlichen huntert Metern gab ich auf und kehrte auf die Fahrstrasse zurück. Glücklicherweise! Sonst hätte ich die Quelle "Rablönch" nie gefunden:


Sieht wirklich "giftig" aus, nicht wahr? Es ist aber eine Tafel der Gemeinde Scuol daneben, in der die Quelle beschrieben wird. Sie ist erst provisorisch gefasst, daher hat sie einen herrlichen Quelltuff, bestehend aus den Ablagerungen der Mineralien, die sie mit sich führt. Als ich den ersten Schluck Rablönch-Wasser probierte, hab' ich mich erst mal verschluckt und heftig gehustet. Hoppla, ist das ein Wasser! Scharf, sauer, salzig, völlig unerwartet! Den zweiten Schluck fand ich schon ganz gut, den dritten lecker, und die weiteren ... Achtung, Rablönch hat Suchtpotenzial! Aber Vorsicht: Je nach Zusammensetzung können die starken Quellen "durchschlagende" Wirkung haben - nicht ideal für Wanderer! Also mit Bedacht und nur wenig probieren!
 

 Links der Strasse fliesst das Rablönch-Wasser einfach den Hang hinunter und bildet interessant gefärbte Ablagerungen. Der blau-grüne Inn ist eine Erholung für die Augen!


Überall sieht man im Frühling Fischer am Inn - die auch tatsächlich schöne Forellen rausholen. Hier sitzen sie gemütlich am Staubecken vor dem Einlauf zu den Unterengadiner Kraftwerken. Meine Wanderung führte dann wieder innaufwärts zurück nach Scuol. Unten wo der Weg von Pradella aus zurück über den Inn führt, ist die letzte der Quellen, auf die man auf dieser Wanderung stösst: die Lischana-Quelle, eine Magnesium-Quelle, die als kostbares Heilwasser gilt. Leider nimmt die Mineralisation seit Oktober 2012 merklich ab - die Gemeinde hat einen Anschlag gemacht, dass sie die Gründe dafür untersucht, aber noch nicht kennt. Funtana Lischana, bleibe uns erhalten!