Montag, 3. August 2015

Unwetter in Scuol

Die Schweizer Leser meines Blogs haben sicher schon aus den Medien mitbekommen, dass wir in Scuol an den Südhängen schwere Unwetter und Schlammlawinen hatten. Die www.chasadiala.ch liegt auf der Nordseite des Tals, bei uns hat es nur ein wenig geregnet! Ich war gerade mit einem Kollegen in Scuol, wir hatten die grosse Wanderung zur Lischana-Hütte über das Rims-Plateau durch die Uina-Schlucht nach Sur-En gemacht (10 1/2 h), die nur "Spinner" an einem Tag machen, alle anderen übernachten in einer Hütte und machen eine 2-Tages-Tour daraus. Nun, wir hatten auch entsprechend Muskelkater. Am Tag danach sind wir daher nur mit dem Postauto nach S'Charl gefahren und haben dort bei Jon Duri im Crusch Alba zu Mittag gegessen. Mit dem 14.00 Uhr-Postauto sind wir wieder zurück und dann gleich umgestiegen ins Postauto nach Tarasp und dann zum Lai Nair (schwarzer See), einem wunderschönen Moorsee, in dem man auch baden darf, gelaufen. Dort waren wir bis 16.00 Uhr. Mir war das Wetter nicht geheuer, Gewitter waren angesagt, und ich weiss, wie rasend schnell aus harmlosen Sommerwolken in den Bergen ein Unwetter entstehen kann. Also drängte ich darauf, das 17.00 Uhr Postauto nach Scuol zu nehmen. Wir mussten an der Haltestelle noch ein wenig warten; es war stechend heiss, und plötzlich kam ein gewaltiger Wind auf. Kaum waren wir im Postauto, fing es an zu gewittern und zu regnen. Wir warteten dann am Bahnhof Scuol, bis die Zelle nach Osten abgezogen war und gingen dann zu uns in die Chasa Diala. Dort entschlossen wir uns, noch einige Einkäufe im Dorf zu machen. Als ich aus dem Suoermarkt kam, traute ich meinen Augen kaum: Es fing am Himmel schon wieder an zu quellen. Sollte etwa noch ein Gewitter kommen? Nach einer herrlichen Weindegustation bei Valentins Weingeschäft donnerte es schon. Wir kamen knapp trocken nach Hause, dann ging es wieder los. Vom Balkon aus sahen wir eine spektakuläre Lichtshow; es tobte gewaltig. Und es muss geregnet haben, was das Zeug hielt - aber ganz eng umgrenzt auf der anderen Talseite. Am nächsten Morgen hörte ich dann, dass gewaltige Schlammlawinen niedergegangen waren: Das Tal nach S'Charl war verschüttet (inzwischen hat die Armee eine Notbrücke gebaut, denn die Touristen kamen nicht mehr raus; sie wurden zunächst ausgeflogen, aber ihre Autos nicht ...), der Lischana-Bach hat eine ca. 6 - 8 m tiefe Schlucht gerissen, der Inn hat ein neues Bett, da der Schuttkegel vom Lischana-Bach das Flussbett verschüttet und den Inn gestaut hatte, und mitten durchs Dorf Pradella ist eine Rüfe (Stein- und Schlammlawine) niedergegangen, die zwei Häuser getroffen und beschädigt hat. Glücklicherweise sind keine Menschen zu Schaden gekommen, aber drei Autos hat es in Pradella hoch oben an die Hauswände "geklebt".

Hier einige Fotos:

Ein Bagger arbeitet sich durch den reissenden Inn, um den Schuttkegel des Lischana-Baches abzugraben. Links hinter dem Bagger ein Strommast, der das Dorf mit Energie versorgt - er steht mitten im neuen Flussbett. 2 Tage später war vom Bagger, der es tatsächlich auf den Schuttkegel geschafft hatte, aber nur noch der Arm zu sehen: eine weitere Rüfe hat ihn beim nächsten Gewitter fast vollständig verschüttet. Immerhin ist der Strommast jetzt gut geschützt; er steht nämlich jetzt mitten im noch grösseren Schuttkegel.

Der Schuttkegel des Lischana-Bachs hat den Inn in ein neues Bett gedrängt.

Hier war das Strässchen nach Pradella.

Bäume hat es geknickt wie Zündhölzer. Zwei Forstwarte betrachten den Schaden.