Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachtseinkauf mit Pannen

Tja, was tut man am Tag vor Weihnachten? Einkaufen ... und seien es nur die Bestandteile für's Festtagsmenu. Im Mini-Coop von Scuol (immerhin der grösste Lebensmittelladen zwischen Österreich und dem Oberengadin) gingen gestern pünktlich um 17.30 Uhr die Lichter aus. Und natürlich die elektronischen Waagen, Registrierkassen, Kühltruhen etc..

Die Einkäufer nahmen es gelassen: "Ohhuh" tönte es durch den Laden, dann wurden Handys gezückt, LED-Taschenlampen ausgepackt, und das Shopping ging weiter. Nur unverpackte Güter wie Frischgemüse und Frischfleisch waren erst mal nicht zu haben. An der Kasse gab es dann einen langen Stau. Wer Bargeld hatte, konnte zahlen, wer EC-direkt verwenden wollte, musste warten. (Und da wollen unsere Banken und Politiker das Bargeld abschaffen!?) Irgendwann ging dann das Licht wieder an, Applaus allenthalben.

Dem Shopping-Vergnügen tat's keinen Abbruch. Im Gegenteil: Wer eine Taschenlampe hatte, wurde sehr schnell zum geselligen Mittelpunkt ... Euch allen wünsche ich von Herzen frohe Festtage!

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Schwarzeis

Gestern waren wir im Oberengadin. Auf dem St. Moritzer See und dem Silvaplaner See ist Schwarzeis, d.h. der See ist zu einer spiegelnden schwarzen Fläche gefroren. Dies kommt nur ca. alle 10 Jahre vor, denn in der Regel schneit es, bevor die Seen so fest gefroren sind, dass man sie betreten kann. Die schwarze Fläche ist wie Glas, so glatt, dass man mit den Schlittschuhen vollkommen mühelos darauf gleitet. An den Rändern sieht man durch's Eis den Seegrund.


Wir sind mehrere Stunden auf dem See herumgekurvt. Das Eis ist nicht still, sondern tönt, dröhnt und zzzingt, eine grandiose Natursymphonie. Nur wenn es direkt unter den Füssen knistert, wird es etwas beängstigend. Im Eis selbst gibt es die herrlichsten Strukturen, wie moderne Kunst.








Schliesslich kehren wir müde und glücklich zu unseren Rucksäcken zurück. Aber inzwischen hatte es getaut, oder sich das Eis gesenkt, oder sonst irgend ein spezielles Phänomen gegeben; jedenfalls standen unsere Rucksäcke, die wir auf das hartgefrorene Eis gestellt hatten, im Wasser.



Ja, genau da, wo es so richtig nass aussieht. Da half nur, die Rucksäcke ausleeren! Glücklicherweise war unser Picknick gut eingepackt, und den Rest haben wir nass nach Hause getragen ...


Donnerstag, 5. Dezember 2013

Schwerelos im Solebad

Das Engadinerbad (Bogn Engiadina) ist jetzt am Schönsten: wenig Gäste, viel Platz, Ruhe und eine herrliche neue Saunalandschaft. Als ich heute um 13.30 ins Bogn kam, war ich fast allein. Zuerst gehe ich in das heisse Aussenbecken: 4 Sprudelvarianten, Düsen, Wasserfälle und einen herrlichen Strömungskanal. Dann ins Dampfbad (letztes Jahr neu gemacht), und dann zum ersten Höhepunkt: dem Solebad. Die Kenner legen sich auf das Wasser wie im Toten Meer: Das Solebad ist so konzentriert, dass es einen trägt, wenn man sich auf den Rücken legt.

Schwerelos schweben im warmen Wasser - so muss das im Mutterbauch gewesen sein. Oder vielleicht fühlen sich Astronauten so? Wenn man dann wieder rausgeht, fühlt sich der ganze Körper matt und schwer an. Da hilft nur eines: Ab ins Kaltbad (Tauchbecken). Brr! Glücklicherweise ist das Warmbad gleich daneben.

Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, ist man reif für eine Ruhepause: Entweder unter Infrarotlampen, oder im Ruheraum im ersten Stock des Saunabereichs (Nacktzone mit Gratis-Tee), oder im Ruheraum Könz mit Kamin, der ganz neu gestaltet wurde.

Auch die neue Saunalandschaft ist einen Besuch wert! Warmraum (60 Grad), Aufgusssauna (habe heute Aloe Vera probiert) mit 90 Grad, Kaminsauna mit 85 Grad, Damensauna mit 80 Grad und ein grosses Aussenbecken mit Kaltwasser. Drinnen gibt es ca. 10 verschiedene Regenduschen, Wasserfälle und Sprühdüsen, und zur Freude aller Junggebliebenen einen Bottich mit Eispellets. Damit kann man Freunde, Kollegen und die eigenen Kinder so richtig herrlich abreiben!

Geht mal ins Engadiner Bad - und nicht nur bei Schlechtwetter! Der Ruheraum in 1. Stock ist am schönsten, wenn die Sonne auf die Liegen scheint. Das ist wie in der Karibik - nur bequemer und garantiert ohne Sonnenbrand!http://www.engadin.com/wellness/baeder/engadin-bad-scuol/?R=1&S=2

Samstag, 23. November 2013

Endlich Winter in Scuol!

Während das Flachland mit Schnee und Eis kämpft, freuen wir uns in Scuol darüber, dass der Winter endlich eingezogen ist. Die traumhafte Landschaft, ein Feuer im Cheminée und Schneeflocken vor dem Fenster lassen einen langsam an Weihnachten denken. Hier einige der Unterengadiner Sehenswürdigkeiten im ersten Schnee.


Der Turm von Ardez vom Bahnhof aus. Ach ja, es ist ratsam, das Auto im Unterland zu lassen, wenn man keinen 4 x 4 hat. Da beim ersten Schnee der Boden noch warm ist, taut der Matsch und gefriert am Abend zu einer Eisbahn. Ohne Spikes sind sogar Moonboots und Wanderschuhe mit Profil ziemlich glatt. Hab' ich gestern abend gemerkt, als ich den steilen Weg ins Dorf hinunter nehmen wollte und etliche Meter auf dem Allerwertesten bewältigte!



Hier der Blick, den ich so liebe: Schloss Tarasp vor seiner imposanten Bergkulisse (auch aus dem Zug fotografiert). Vom Auto aus sieht man diesen Blick nicht, da die Strasse tief unten in der Innschlucht verläuft.

Und hier die Morgenüberraschung: Am Abend hat es noch gescheit, am Morgen herrscht Sonnenschein und klare, frische Bergluft. Wo könnte es denn schöner sein (ausser für Insel-Fans)?

Tja, und das Eisfeld hat auch schon offen. Ab 11.00 Uhr liegt es in der Sonne und ist derzeit bei der Dorfjugend äusserst beliebt (Touristen kann man im November an einer Hand abzählen!). Schön für uns, die stille Zeit in Scuol; in einem Monat ist schon wieder Hochsaison Ich freue mich auf Gäste aus Barcelona, Moskau, Holland, Deutschland und der Schweiz ...

Montag, 11. November 2013

Der beste Wetter- und Schneebericht

Einige Wintergäste haben mir geschrieben, dass sie den Wetterberiht aufmerksam verfolgen und sehnlichst auf den ersten Schnee warten. Ihr dürft Euch freuen: In Scuol hat's im Skigebiet schon recht viel Schnee! Hier der direkte Link zur Webcam Motta Naluns: http://www.bergfex.ch/scuol/webcams/c616/.

Den besten Wetterbericht (ist wirklich zuverlässig!) findet Ihr unter http://www.bergfex.ch/scuol/wetter/. Weil Scuol als Binnental ein eigenes Klima hat, kann man die üblichen Wetterberichte hier oben nicht brauchen. Bergfex ist der beste!

Montag, 4. November 2013

Nanu, ist da ein Pferd geschrumpft?

Oberhalb vom Dorf Scuol befindet sich auf ca. 1500 m Höhe der Reiterhof San Jon. Mit gegen 100 Pferden ist er einer der grössten Reiterhöfe der Schweiz. Ein wahres Paradies für Pferdeliebhaber, egal ob Anfänger, "Englisch-Reiter" oder, vor allem, Westernreiter. In San Jon kann man einfach reiten, ausreiten, ein-Tages- oder Mehrtagestrekkings machen und sogar übernachten. Im Winter fahren die Schlitten von San Jon ins tiefverschneite S'Charltal, und im Dorf Scuol gibt es eine Fondue-Kutsche für die Gäste. Schaut mal das tolle Programm an unter www.sanjon.ch. Die Besitzer und Angestellten sind auch richtig, richtig nett. 

Meine Tochter war im Oktober mit einer Gruppe von Freunden auf einem Trekking. Da Anfänger dabei waren, ging es ganz sachte im Schritt, die guten Reiter durften aber am nächsten Tag noch mal so richtig los ... und da ging's dann ab: im Galopp die steilen Hänge hinauf durch den Wald, über die Wiese hinter dem Reiterhof, auf Westernsätteln. "Knauf mit einer Hand festhalten, Zügel mit der anderen!", hiess es, und dann ab die Post. Nora war so begeistert von ihrem mächtigen Schimmel, dass sie am nächsten Wochenende gleich nochmal hin wollte um so richtig frei zu galoppieren. 


Hier bereitet sie ihren Schimmel Elgon vor.


Na so was - ist das Pferd plötzlich geschrumpft?

Nein, sieht nur so aus. Elgon hatte nämlich ein Hufeisen verloren und konnte nicht geritten werden. Kurzerhanad bekam Nora einen anderen Schimmel, einen Halbaraber, entsprechend fein und zierlich. "Hatte aber auch Dampf unter'm Füdli!" (das verstehen nur Schweizer!), meinte meine Tochter nach dem Ausritt.



Ich genoss währenddessen die letzte warme Herbstsonne vor dem Reiterhof im Freilicht-Reiterstübli. Pferdeliebhaber, San Jon ist einen Ausritt wert! Ist übrigens ganz einfach mit dem Postauto zu erreichen (Richtung S'Charl, ca. 10 Minuten ab Scuol).

Samstag, 26. Oktober 2013

Unverhoffte Winterwanderung nach Lü

Mitte Oktober habe ich Freunde bei mir in Scuol zu Besuch gehabt. Sie wollten wandern - Richtung Süden; den Sonnenhang oberhalb von Ftan, Scuol und Sent kannten sie schon. Nur Pech, dass es am Wochenende vorher geschneit hatte, und zwar richtig viel! Nach Süden (alles Nordhänge) lag der Schnee auf allen Wegen, und alle Täler münden in einen Pass über 2000 m Höhe. Gut, die Wanderung war bestellt, und ich erkundigte mich vorsichtshalber mal beim Tourismusbüro, welche Wege denn überhaupt gangbar seien. Ich wählte den leichtesten, die Wanderung von S'Charl nach Lü im Münstertal. Der Pass ist in einer sanften Steigung zu bewältigen und nur 2250 m hoch. Es seien ihn auch schon Leute gegangen, hiess es im Tourismusbüro, also machbar.

Am Morgen um 08.37 nahmen wir das Postauto nach S'charl. Das wilde S'Charltal entlang, mit einem Chauffeur, der sich über die Touristen freute und alle Sehenswürdigkeiten auf dem Weg erklärte. In S'Charl gab es dann erst mal einen Kaffee (auf dem ganzen Weg nach Lü, 13 km, gemäss Beschreibung 4 Stunden - mit Schnee hiess es, 5 Stunden, gibt es im Spätherbst keine Einkehrmöglichkeit).



S'Charl, auf ca. 1800 m Höhe gelegen, ist ein beliebtes Ausflugsziel, besonders im Herbst, wenn die Lärchen sich golden färben. Von dort aus geht es auf einer breiten Naturstrasse (wird im Sommer auch von Kutschen befahren) hinauf zur Alp Astras. Dabei kommt man am Arvenwald von Tamangur vorbei (klingt doch wie im Märchen!). Er ist der grösste und höchst gelegene zusammenhängende Arvenwald von Europa.



Die Arve ist ein einheimischer Baum, dessen Holz unbeschreiblich gut duftet. Die Klosterfrauen von Sta Maria im Münstertal haben vor Jahrhunderten herausgefunden, dass die ätherischen Öle der Arve gesundheitsfördernd sind: Arvenduft beruhigt das Herz und beugt Erkältungen vor, also das Richtige für gestresste Unterländer. Die Apotheke in Scuol verkauft Arvenessenz als Raumduft, der Bioladen selbst gemachte Arvensalbe (herrlich!). Im Wald von Tamangur wächst die Arve bis auf 2400 m Höhe; die älstesten Bäume sind bis zu 700 Jahre alt - ein echtes Naturwunder.


Links im Foto sieht man den Wald von Tamangur, vor uns die Alp Astras, eine riesige Alpfläche, natürlich um diese Jahreszeit längst verlassen. Bis zur Alp Astras war der Weg gut begehbar.


Die Alp liegt auf 1934 m Höhe. Jetzt nur noch ca. 300 m sanfter Aufstieg dem Bach entlang bis zur Passhöhe "Costainas", dachten wir.


Das Foto lässt erahnen, was uns erwartete: Hinter der Alp Astras war der Weg tief verschneit - das heisst, von einem Weg konnte keine Rede mehr sein. Es gab einen Wegweiser und tiefe Fussstapfen, die ca. 50 cm in den Schnee eingesunken waren. Aber wir lassen uns ja nicht lumpen - auf ging's, von Fussstapfen zu Fussstapfen, jeder knietief. Ohne hohe Schuhe und Wanderstöcke wär's aussichtslos gewesen.



Was soll's! Nach ca. 5 km Tiefschnee-Stampfen erwartete uns hinter der Passhöhe ein wunderbarer Blick ins Münstertal (Val Mustair). Wir waren so fertig, dass wir klammheimlich den Zaun zu einer Jagdhütte überkletterten und uns der Länge nach auf die Holzbänke legten um eine Runde zu schlafen. Gerade rechtzeitig, bevor die Besitzer eintrafen (den Salat und das Brot hatten sie schon in den Eingang zur Hütte gestellt) machten wir uns aus dem Staub!



Der Abstieg führt zuerst einige hundert Meter steil auf einem Fahrsträsschen hinunter, dann stetig leicht abschüssig nach Lü (ca. 1900 m). In Lü gibt's ein Restaurant und ein Postauto, das einen hinunter ins Tal bringt. Dort einmal umsteigen und dann auf der herrlichen Route durch den Nationalpark über den Ofenpass hinunter nach Zernez. Dort kann man direkt in die Rhätische Bahn umsteigen, die einen dann nach Scuol bringt. Diese Wanderung mache ich sicher nochmal (ist eigentlich ganz leicht und nicht anstrengend), aber nicht mehr im Tiefschnee!


Sonntag, 13. Oktober 2013

Das Tal der röhrenden Hirsche

Im schönen, warmen, noch sommerhaften September sind meine Scuoler Freundin und ich am Morgen um 8.37 (Haltestelle Scuol Hotel Belvedère) mit dem Postauto ins Val Mingèr gefahren. Von dort aus gibt es eine wunderschöne und leichte, aber lange Wanderung um den Bergstock des Piz Pisoc herum durch den Nationalpark hinauf zur Fuorcla (Passhöhe) und dann hinunter ins Val Plavna.



Bereits wenige Schritte nach der Postautohaltestelle beginnt der Nationalpark. Man steigt langsam bergan durch einen verwunschenen Zauberwald, in dem man Feen und Elfen vermuten könnte. Dichtes Unterholz, grüne, mit Kräutern und Pilzen bewachsene Böden, Lichtungen, Waldwege, auf denen sich die Wurzeln wie urtümliche Kriechreptilien dahinschlängeln.



Langsam geht es talaufwärts, gut zwei Stunden lang, bis man den Rastplatz erreicht. Und die ganze Zeit ist man umgeben von Röhren der brünftigen Hirsche. Jeden Moment meint man, einen sehen zu können. Auf dem Rastplatz stehen Gruppen von Wanderern, mit Fernglas und Teleobjektiv bewaffnet, und haben den Eindruck, die Hirsche hätten nur auf sie gewartet. Nee, aber sicher nicht, wenn man erst nach 08.00 Uhr morgens aufbricht! Wer Hirsche beobachten will, muss vor der ersten Morgendämmerung los! Dann sind sie auf den Lichtungen und äsen. Die Schlafmützen sehen keine mehr, denn die Tiere haben sich gegen 11.00 Uhr längst unter die Bäume zurückgezogen.


Na ja, wenn man keinen Hirsch findet, macht man sich halt selbst dazu. Die Utensilien findet man auf dem Weg zur Passhöhe - einen Baum mit zwei Ästen, die man als Geweih drapieren kann. Na ja, ist halt kein 12-ender...


Auf der Passhöhe dann der Blick auf die eindrücklichen Berge des Val Plavna. Schmal und abschüssig geht es hinunter ins Tal. Die Alphütte war schon geschlossen, dafür war eine Jagdgesellschaft dort. Wir sassen am Nebentisch und hörten dem Jägerlatein zu. Anscheinend hat doch einer eine Kuh geschossen! Künstlerpech!


Das Val Plavna ist über weite Strecken eine Steinwüste, der Bach sucht sich unterirdisch seinen Weg. Deswegen haben wir die Wanderung auch nicht im Sommer gemacht; es werde im Tal unerträglich heiss. Sind wir hier wirklich in der Schweiz, oder doch in Kanada?


Nach ca. 4 Stunden angenehmer, leichter Wanderung durch's Val Plavna steigt man ab nach Tarasp mit seinem schönen Schloss. Von dort aus geht's mit dem Postauto urück nach Scuol. Achtung, keine Verpflegungsmöglichkeit bis Tarasp! Essen und vor allem Getränke mitnehmen; es gibt keine Brunnen auf dem Weg.


Freitag, 20. September 2013

Bernina-Express Pontresina-Poschiavo

Vor einigen Tagen sind wir mit Freunden aus Schottland den Bernina-Express von Pontresina nach Poschiavo gefahren. Eine der spektakulärsten Bahnstrecken in den Alpen! Am Morgen um 08.00 fuhren wir in Scuol ab und waren dann nach einer schönen Fahrt durch's Oberengadin um 09.00 Uhr in Pontresina am Bahnhof. Da der Bernina-Express erst um 09.52 abfährt, bleibt wunderbar Zeit für ein ausgiebiges Frühstück in der Jugendherberge gleich beim Bahnhof (ich liebe Jugis, unkompliziert und freundlich!).

Dann geht's in die Panorama-Wagen im Zug. Glas bis fast zur Dachmitte, so dass man einen wirklich tollen Blick hat! Der Zug windet sich durch den Wald, und bald erhascht man den ersten Blick auf den Morteratsch-Gletscher.


Im Winter kann man mit dem Zug ab Pontresina zur Diavolezza-Talstation fahren, dann rauf und dann den Morteratsch-Gletscher hinunter ... würde ich so gerne mal machen, aber ob ich dafür gut genug skifahren kann?

Nach ca. 1/2h ist man auf der Passhöhe angekommen. Von dort aus kann man hinunter nach Poschiavo wandern, vorbei an einem Gletschergarten mit Gletschermühlen, an einem wunderbaren Wildbach, und dann steil hinunter ins Tal.


Das habe ich letzten Sommer gemacht. In Poschiavo sind wir dann todmüde in den Zug gestiegen, und dann weiter nach Tirano, über die phantastische Rundkehre der rhätischen Bahn bei Brusio. In Tirano den herrlichen Veltliner genossen, übernachtet und am nächsten Tag zurück ...

Diesmal sind wir aber nur nach Poschiavo gefahren. Ca. 11.15 kommt man dort an. Dann hat man 3 1/2 Stunden Zeit um das Renaissance-Dorf zu entdecken (das ist mehr als reichlich!) und die lokalen Spezialitäten zu geniessen. Willie, unser 80-jähriger Fischerfreund aus den schottischen Highlands, probierte eine Polenta, die er aber schrecklich fand. Dabei schmeckt sie doch nicht so anders als Porridge, oder?

Um 15.07 fährt der Bernina-Express zurück nach Pontresina, wo er um ca. 16.30 Uhr ankommt. Danach hat man noch alle Zeit der Welt für die Oberengadiner Seen, St. Moritz (huh, sooo schick!), und dann zurück nach Scuol. Sehr zu empfehlen! Achtung: spontan geht's nicht - unbedingt für den Bernina-Espress Plätze reservieren!



Sonntag, 8. September 2013

Die Bündner Jagd hat angefangen


Die Bündner Jagd hat am vergangenen Montag angefangen. Unsere ganze Familie war mit lieben Freunden aus Schottland in Scuol - wir haben sie vor Jahren dort oben beim Fischen kennen gelernt. Am Montag sind wir nach S'Charl gefahren, am Rande des Nationalparks. Bereits als wir die ersten Häuser erreichten, sahen wir dieses Jagdstilleben. Das Fernsehen war auch da und machte Interviews. Tja, die Jagd gehört zu Graubünden wie der Whisky zu Schottland! Im September kann man keine Termine mit Handwerkern, Bauamt, auch nicht mit meinem Gartenhelfer ausmachen - alle sind weg! Und wir profitieren davon: Im Restaurant "Crusch Alba" in S'Charl gibt es die herrlichsten Wildspezialitäten. Sehr zu empfehlen!

Sonntag, 25. August 2013

Lohnender Masochismus: Lischana-Hütte


Sorry, es hat etwas länger gedauert bis zum nächsten Blogeintrag, aber wir mussten die Balkone sanieren - erste Abplatzungen im Beton! Das hat - mit ziemlich viel Eigenleistung - eine Woche in Anspruch genommen, und abends war ich zu groggy zum Schreiben.

Nun aber ein herrlicher Wandertipp für Masochisten (gilt nur für Flachländer; geübte Berggänger machen das mit links).

Jeden Abend sieht man von unseren Balkonen aus einen Stern zwischen den Gipfeln Piz San Jon und Piz Lischana aufleuchten und wieder verlöschen. Es sind die Lichter der Lischana-Hütte, einer SAC-Hütte oberhalb von Scuol. Ich wollte sie mir endlich mal in Natura anschauen und bin um 7.30 Uhr losmarschiert - 1000 Höhenmeter rauf und wieder runter.


Anfangs zieht sich der Weg durch einen Wald, sehr angenehm.


Flotten Schrittes werde ich überholt - ich schnappe nach einer halben Stunde Aufstieg schon nach Luft. Es gibt keine 50 m flachen Wanderweg, sondern steigt stetig und recht steil. Vor mir der erste "Riegel" im Tal. Da soll ich rauf??


Der Blick zurück entschädigt für die Mühen.


Uff, es ist wirklich nur steil. Wieso kommen Menschen auf die Idee, auf Berge zu rennen?? Ich überlege mir allen Ernstes, umzukehren.


Glücklicherweise kommt dieses Schild - nach 1 1/2 h Aufstieg. "Sie sind auf dem besten Weg zur Lischana-Hütte." So wie mir geht es wohl manchem Wanderer ...

Ich kann nicht mehr - Pause ist nötig. Ich mache ein Picknick - ziemlich am steilsten Stück; man kann den Weg nicht verlassen - zwischen Alpenrosen. Selten haben Brot und Käse so gut geschmeckt!

Nach zwei Stunden ist die Baumgrenze erreicht. Dies ist die letzte Lärche; danach nur noch Wiesen und Murmeltier-Löcher neben dem Weg. Endlich laufe ich in der Sonne. Das Leben sieht schon viel besser aus!


Der Blick zurück ist atemberaubend. Unten im Tal erkennt man Scuol; ich kann sogar mein Haus sehen.


Fast geschafft! In der Bildmitte, der "Nippel" auf dem Hügel, ist die Lischana-Hütte.


Die Hütte ist erreicht! Die silbrige Dachkante sieht man vom Dorf aus leuchten, und bei den "Sternen", die an- und ausgehen, handelt es sich um die beiden Aussenlichter. Ich bekomme eine herrliche Rösti mit Spiegelei. Mit der Aussicht auf Rösti habe ich beim Abstieg übrigens einen quengelnden Buben motiviert, der nicht mehr weitermochte ... danach jubelte er "Rösti, Rösti!" und sprang wie eine junge Geiss den Weg hinauf, sehr zur Erleichterung des Vaters!


Die Lischana-Hütte liegt in einer herrlichen hochalpinen Landschaft: zur einen Seite der Piz San Jon.


Zur anderen Seite der Piz Lischana - den kann man auch noch besteigen, wenn man fit ist; es sind nur weitere 500 Höhenmeter. Die Lischana-Hütte ist Ausgangspunkt für wunderbare Bergtouren - hinüber über das Plateau der Lais da Rims (die Seen, die nach dem Abschmelzen des Lischana-Gletschers im Sommer 2003 noch übrig geblieben sind) ins Uina-Tal (ein teils von Hand gehauener Schmugglerweg mit überhängenden Felsgalerien), zur Sesvenna-Hütte (die ist schon in Italien) oder nach S'Charl.


Und nun noch einmal der Blick hinunter nach Scuol. Ja, es ist so steil wie es aussieht. 2 3/4 h habe ich gebraucht; für den Rückweg nochmal 1 1/2 h; eigentlich eine Kleinigkeit. Meine Beine waren anderer Meinung - Treppensteigen war einige Tage sehr schmerzhaft. Trotzdem: zur Lischana-Hütte werde ich wieder laufen; es ist die schönste Bergtour, die ich bisher im Unterengadin gemacht habe.

Donnerstag, 8. August 2013

Der Hängebrückenweg

Auf geht's zur leichten Wanderung ins verwunschene Val Sinestra! Am einfachsten nimmt man von Scuol aus das Postauto direkt ins Val Sinestra (fährt nur im Sommer; Abfahrt Bahnhof: 08.10, Hotel Belvedere 08.12; im letzten November habe ich die Wanderung schon mal gemacht und konnte dann nur bis Sent (Nachbardorf) fahren. Ich bin dann ins Val Sinestra gelaufen; die Wanderung wird so 1 1/2 h länger).

Bereits der Weg ins Val Sinestra ist abenteuerlich. Rechts ist die Brancla-Schlucht, links sind hohe, baumbestandene Hänge. Dazwischen der Weg, der kaum breit genug ist für ein Postauto. Manchmal hängt man schier über der Schlucht - die einheimischen Chauffeure meistern aber alles!


Mitten im Tal thront das alte Kurhaus des Val Sinestra (oben auf dem Foto). Es ist ein verwunschenes Hotel - plüschig, alt, romantisch, unheimlich - es soll spuken. Es wird im Sommer und im Winter vor allem von holländischen Gästen besucht - warum, weiss keiner. Von der Postauto-Haltestelle geht man aber nicht ins Hotel, sondern wendet sich nach rechts, Richtung Fluss.

In dieser Badewanne unterhalb des Kurhauses, ganz nahe an der Brancla, wird das Wasser der berühmten Ulrich-Quelle aufgefangen. Scuol ist reich an Heilquellen, und die des Val Sinestra sind einzigartig. Es handelt sich um einen Arsen-Eisen-Säuerling, dem Heilkräfte vor allem bei Gelenkserkrankungen zugeschrieben wurden. Das Hotel war einst ein berühmtes Kurhaus. Das Wasser der Ulrich-Quelle soll übrigens auch bei Langzeit-Einnahme nicht schädlich sein, trotz Arsengehalt. Ich hab's natürlich gleich als "Wanderwasser" abgefüllt!


Dann geht es über den Fluss, einen kleinen Wanderweg talaufwärts, etwas oberhalb des Flussbettes der Brancla. Es ist eine schöne, leichte Wanderung, die auch mit Kindern gut zu machen ist. Eine besondere Attraktion sind die Hängebrücken! Es gibt zwei davon, und sie dürfen von max. 5 Personen gleichzeitig begangen werden - und sie schaukeln. Kein Problem, ich find's lustig, aber nicht alle ... wir haben eine Familie aus Österreich getroffen, die uns fast verzweifelt fragte, ob es denn noch mehr Hängebrücken gibt ...

Am Fluss sieht man eine Menge Steinmännli, an den Hängen gelegentlich Gemsen (leider ist mein Foto nicht gut genug geworden). Nach ca. 1 1/2 h gemächlich bergauf wandern kommt man zum Hof Zuort.


Hof Zuort ist ein Gutshof, Restaurant mt Übernachtungsmöglichkeit, hat eine Kapelle mit Glockenspiel, das ein von den Nazis verfolgter Komponist hier im Refugion entwickelt hat. Für die, die dran glauben: Zuort ist auch ein "Kraftort". Wir haben aber nicht in Zuort gegessen, sondern sind noch eine halbe Stunde weitergewandert zur Alp Griosch.


Die Alp Griosch liegt weit hinten im Tal auf 1800 m Höhe, der Anstieg ist aber ganz gemächlich. Weiter laufen kann man zur Heidelberger Hütte, oder den alten Schmugglerpass nach Samnaun überqueren. Die Alp Griosch wurde im Jahr 1620 verlassen; die derzeitige Alp-Familie ist die erste, die seit fast 400 Jahren wieder das ganze Jahr hier oben wohnt. Es gibt ein wunderbares Gärtli, und alle Produkte, vom Rosen- und Lärchenzapfensirup über diverse Kuchen bis zum Zimtfladen sind hausgemacht. Der Service ist aufmerksam und liebevoll - sehr zu empfehlen!

Wir haben uns dann überlegt, ob wir mit Trottinetts (wie heisst das auf deutsch? Roller?) bis Vna (Postautostation) fahren; man kann sie auf der Alp Griosch mieten und einfach an der Postautohaltestelle abstellen. Ich habe aber die Verletzungen gesehen, die sich unsere letzten Gäste nach einem Sturz mit dem "Trotti" zugezogen haben und habe dankend verzichtet ... Ich brauch' für so etwas Ganzkörperbeleidung und nicht nur leichte Wanderhosen!

In 1 1/2 Stunden läuft man dann auf einem fast ebenen Alpsträsschen zurück nach Vna. Dort fährt das Postauto um 13.15. Ca. um 14.00 Uhr ist man dann in Scuol. In Vna habe ich noch dieses idyllische Katzenstilleben entdeckt.