Mittwoch, 6. August 2014

14 Einbrecher und der 1. August

Am 1. August, unserem Schweizer Nationalfeiertag, bin ich mit Freunden von S'Charl nach Lü gelaufen - genau, die gleiche Wanderung die schon im Blogbeitrag "Winterwanderung nach Lü" beschrieben ist. Wie im letzten Herbst war sie auch dieses Mal abenteuerlich!

Zuerst allerdings ging es durch schöne Wiesen entlang einem Bach ca. 2 Stunden gemütlich bergan bis zur Alp Astras. Achtung, sie ist nicht mehr bewirtschaftet, also genug Essen und Getränke einpacken, denn der Weg nach Lü war wieder mal viel länger als gedacht (normalerweise nur ca 4.5 Stunden).


Kurz vor der Alp Astras sind etliche Pferde auf der Weide. Neugierig, zutraulich und vor allem: am Betteln!


Überall hört man die Warnpfiffe der Murmeltiere. Eines konnte ich sogar fotografieren, aber leider nur ganz klein ... links im Bild ist es am Männchen machen.


Hier machen wir Picknik in der Sonne mit frischem Rettich aus dem Garten meiner Freunde. Wir haben ein herrliches Plätzchen am Bach kurz unterhalb vom Costainas-Pass gefunden.


Und zu Ehren des Schweizer Nationalfeiertages waren wir mit Schweizer Socken unterwegs!


Tja, das sonnige Wetter hielt nicht lange. Kaum waren wir mit dem Picknik fertig, zeigte ein Blick Richtung Ofenpass bedrohlich dunkle Wolken. Wir machten uns schleunigst auf den Weg nach Lü - es wären nur noch etwa 1.5 Stunden gewesen. Bereits nach 15 Minuten - wir hatten gerade die Passhöhe erreicht - blitzte und donnerte es aber so nahe, dass wir schnellstens einen Unterstand suchten. Das war ein 1.-August-Feuerwerk der Natur!

Ich kannte einen Unterstand von der Schneewanderung im letzten Herbst, bin voraus, kletterte über den Zaun und habe unter dem Vordach der Jagdhütte (hat einen Blitzableiter!) Schutz gesucht. Es dauerte nicht lange, und neben meinen Freunden kamen weitere Wanderer und Biker und drängten sich unter dem engen Vordach zusammen. So blieb es wenigstens warm, denn es kühlte empfindlich ab! Am Ende standen 14 "Einbrecher" unter einem winzigen Vordach ... Da meine Freunde keine Regenhosen hatten, haben wir das Gewitter und den Regen abgewartet und sind dann zwei Stunden später weitergewandert.

Auf dem Rückweg versöhnten uns wunderschöne Alpenrosen mit dem instabilen Wetter.

Donnerstag, 24. Juli 2014

Verschiedene kleine Freuden


Bei kleinen Spaziergängen findet man am Wegrand die schönsten, seltensten und geschützten Blumen. Hier eine Türkenbund-Lilie kurz vor dem Aufblühen.


Mit 60 roten Rosen und Prosecco haben wir Gäste begrüsst, die bei uns ihre Diamantene Hochzeit gefeiert haben. 60 gemeinsame Ehejahre! Herzliche Gratulation!


Trotz Wolken habe ich mich nicht von einer Wanderung abhalten lassen. Sie führte von Scuol nach Ftan (kann man auch mit dem Postauto machen), dann mit der Sesselbahn zur Bergstation Prui, dann zur Alp Laret. Dort gibt es herrlichen Kaiserschmarren, denn die Alp wird von einer Familie aus Österreich bewirtschaftet. Die Jagdgesellschaft Lischana Scuol war auch dort; es war ihr Jahresausflug (mit Frauen, Kindern, Hunden und Jagdhörnern). Über das Ständchen haben wir uns sehr gefreut!

Von der Alp Laret geht es dann ca. 500 Höhenmeter hinunter nach Ftan. Und dann mit dem Postauto oder zu Fuss zurück nach Scuol. Der Höhenweg endet direkt oberhalb von der Chasa Diala. Wenn man alles läuft, dauert die Wanderung 6 Stunden, wenn man die Sesselbahn nach Prui nimmt, etwa 5 Stunden, und wenn man das Postauto und die Sesselbahn nimmt, ist man nur 2 Stunden unterwegs.

Sonntag, 8. Juni 2014

Wanderung von Tschierv nach Glorenza

Letztes Wochenende bin ich von Tschierv im Münstertal nach Glurns (Glorenza) im Südtirol gewandert. Eine herrliche Tour, ca. 30 km lang. Es geht auch kürzer: ca. 15 km von Tschierv nach Müstair, je nachdem, welche Wege man nimmt.


Um 08.37 stieg ich in Scuol in die Rhätische Bahn in Richtung Pontresina. Bis nach Zernez dauert es ca. 45 Minuten. Das Postauto (hinten, es biegt gerade um die Kurve), kommt kurz nach Ankunft des Zuges. Man kann übrigens auch von Zernez mit dem Postauto ins Zollfreigebiet von Livigno fahren. Ich war allerdings noch nie dort; Natur gefällt mir besser als Luxusgeschäfte.

Ca. 1 h dauert es mit dem Postauto über den Ofenpass ins Val Müstair. Das ist wirklich das hinterste und letzte, und auch eines der allerschönsten Täler der Schweiz! Ausgestiegen bin ich im ersten Dorf nach dem Ofenpass, Haltestelle Tschierv Plaz. Es war ein herrlicher Tag, am Morgen noch angenehm kühl; Tschierv hatte ganz früh am Morgen sogar noch Minustemperaturen.


Nach ca. 1 h Wandern gelangt man nach Fuldera. Hier ein romantischer Holzbrunnen am Dorfeingang.


Fuldera ist ein wunderschön renoviertes Engadinerdorf mit einem modernen Gemeindehaus mit Postautohaltestelle. Unten im Gemeindehaus ist ein winziger Dorfladen. Dort habe ich einen herrlichen Käse aus dem Münstertal gekauft, der mir später sehr zustatten kam!


So wundervoll war es auf der nächsten Wegetappe hinter Fuldera!


Tierisches habe ich unterwegs auch bestaunt. Bei dieser Familie fragte sich, wer wen führt: Familie den Esel oder der Esel die Familie. So ganz klar war es nicht ... die Mutter meinte: das sei Wandern "langsam". Meine Tochter und ich haben vor vielen Jahren auch einmal eine zwei-Tages-Wanderung mit Esel gemacht. Solange wir ihn führten, lief er nicht. Als ich das Gepäck schulterte und meine Tochter den Esel bestieg, ging es wunderbar! Es waren tolle Tage mit dem Esel Till!


Noch mehr Tierisches im nächsten Dorf: dieses Schaf wollte ganz offensichtlich aus seinem Gehege gelassen werden. Scharrte mit den Hufen, suchte mit den Zähnen den Riegel - sage niemand mehr, Schafe seien dumm!

Tja, und hier konnte ich nicht einfach vorbeigehen. Katze an der Leine? Wo gibt's denn so was? Im Münstertal liebt eine Besitzerin ihren wilden kleinen Kater so sehr, dass er aus Angst, dass er fortlaufen könnte, nur an der Leine aus dem Haus darf .... Hier ist es eindeutig: Katze führt Besitzerin.



Ich bin einfach das Tal hinunter gegangen. Mal auf der einen Route (dem "Bärenweg", der immer wieder von Skulpturen, Gedichten und Geschichten gesäumt wird), mal auf der anderen (den Rombachweg entlang dem Bach oder Fluss Rom oder Ram, wie er dann in Italien heisst). Beide Wege sind schön, der Rombachweg verläuft direkt am Flussufer, ist angenehm schattig und kühl, aber man sieht halt nicht so viel wie auf den Wegen im Talboden. Diese herrliche Bergwiese blüht kurz vor Müstair.


Und beim Rombachweg gibt es schon mal seeehr schmale Brückli zwischendurch... ich bin glücklicherweise trocken geblieben.


Höhepunkt der Wanderung ist zweifellos Kloster Müstair, ein Weltkulturerbe. Gegründet wurde es von Karl dem Grossen. Eine Statue des Kaisers steht rechts vom Altar (auf dem Foto links von der zweiten Säule von rechts). Die Kirche ist romanisch mit ersten gotischen Elementen und mit grossartigen Fresken geschmückt. Man sollte unbedingt inne halten und die Kirche anschauen. Auch der Klosterladen ist einen Besuch wert. Neben Religiösem gibt es eine Reihe lokaler Spezialitäten, bis hin zum Arvenlikör. Wer gemütlich läuft, braucht bis Müstair ca. 4 1/2 Stunden. Ich war zügig unterwegs und brauchte nur 3 1/2. Also habe ich eine Wanderkarte vom Vinschgau (Südtirol) gekauft und geschaut, ob ich bis Glurns - Glorenza laufen kann. Wegstrecke ca. 15 km. Erkundigt habe ich mich natürlich auch. Ja, wenn ich auf dem Veloweg laufe, dauere es ca. 2 1/2 Stunden. Die berühmten Waalwege (das sind Wege entlang der alten Bewässerungsrinnen) seien noch geschlossen. Gut, also los - müde war ich nicht.


Oh, bella Italia! Die hübschen jungen Zöllner - nicht aus der Region, denn sie sprachen nur italienisch - haben mich fassungslos angeschaut, als ich erzählte, dass ich nach Glorenza laufe. Etwas weit, meinten sie ...


Endlich im Südtirol, und auch gleich in den Apfelplantagen! Hier, kurz vor Glurns, habe ich mich das einzige Mal verlaufen. Ich wollte eine Abkürzung nehmen (leider ging es nach dem Motto "short cuts make long delays"), weil meine Füsse inzwischen recht weh taten. Bin also mitten in den Obstgärten gelandet, wo auch der Weg aufhörte. Also leider die Böschung rauf zur Fahrstrasse und entlang der viel befahrenen Strasse die letzten 2 km nach Glurns.


Und hier der erste Blick auf die mittelalterliche Stadtmauer, die vollständig erhalten ist. Glorenza gilt als das "Rothenburg" des Südtirol. Dort habe ich wunderbaren Tiroler Speck gekauft, vor der Stadtmauer den letzten Käse gegessen, auf dem Dorfplatz gesessen und eine Skizze gemacht, und bin um ca. 17.00 Uhr ins Postauto gestiegen. Vom Rückweg nach Zernez habe ich nicht mehr viel mitbekommen, ich bin ziemlich schnell eingeschlafen. War gegen 20.00 Uhr wieder in der Chasa Diala - und um 21.00 Uhr schon tief im Bett. Es war ein wunderbarer Tag!

Sonntag, 25. Mai 2014

Wanderung zur Alp Sesvenna

Wo ist unser Bär geblieben? Vor einigen Tagen hiess es, er habe zwei Schafe gerissen, dann hiess es, er sei nicht zu orten, da er seinen Sender verloren habe ... hat sich da etwa ein übereifriger Jäger zur Wilderei hinreissen lassen und den Kadaver heimlich entsorgt? Der Bär sollte besser wieder auftauchen, sonst liegt dieser Verdacht doch nahe!

Nun, jedenfalls setzen ihm die Einheimischen Denkmale. Diese Holzskulptur hängt in einem Baum auf dem Weg nach S'Charl.



Auch in S'Charl ist der Bär präsent. Hier als Brunnenfigur auf dem Dorfplatz.

Der Wanderweg zur Alp Sesvenna ist wunderschön und beginnt mitten in S'Charl. Man biegt vor dem Bärenbrunnen links ab und geht das Alpsträsschen einfach weiter bergauf. Hier der Blick ins Tal, an dessen Ende die Alp Sesvenna liegt.


Ein angenehmer Wanderweg (sogar kinderwagentauglich, wenn auch etwas steil) führt bergan.


Über eine breite Holzbrücke geht es, darunter der Bach, voll mit Schmelzwasser.

Links und rechts am Wegrand: "Blau, blau, blau blüht der Enzian".


Und weil's so schön ist, gleich nochmal, in Variation.


Stilleben der Natur: Erika auf Arvenwurzel.


Nach Überquerung zweier kleiner Bäche (nicht mehr kinderwagentauglich!) sieht man im Hochkessel die Alp Sesvenna.

Noch ist die Alp geschlossen; es wird noch ca. 1 Monat dauern, bis sie bewirtschaftet wird. Diesen Winter haben wir viel Schnee bekommen, und bis jetzt schmilzt er erst sehr langsam.

Und hier der Blick ins Tal. Hin und zurück soll der Weg laut Wanderführer 3 Stunden dauern, ich habe gerade mal 1 1/2 Stunden gebraucht. Es war wunderschön. Grüsse aus dem Paradies!

Samstag, 10. Mai 2014

Der Bär ist zurück!

Es war nicht anders zu erwarten: wieder ist ein Bär aus Italien ins Unterengadin eingewandert. Ich freue mich! Gestern wurde er in Zernez gesichtet.


Das Foto stammt aus dem Tages-Anzeiger vom 9.5.14. Was für ein schönes Tier!

Einige Tipps für unsere Gäste: Bitte keine Essensreste im Freien stehen lassen, das könnte den Bären anlocken (also auch keine Grünabfälle auf der Fensterbank). Scuol hat hier wegen der Wildtiere etwas andere Regeln als wir sie aus den Städten kennen.

Beim Wandern oder am Abend: Etwas mitnehmen, mit dem Sie Lärm machen können, damit Ihnen der Bär aus dem Weg geht.

Dienstag, 29. April 2014

Renovationsfenster

Nun sind die letzten Gäste abgereist und wir haben unser "Renovationsfenster", die Zeit, in der wir alles instand stellen für die Sommersaison. Bei uns hat es wirklich mit Fenstern zu tun; wir haben einige der alten Holzfenster mit Isolationsfenstern ersetzt. Unangenehm in einer möblierten Wohnung ... es gibt ganz feinen Staub ...

Ich habe die Gelegenheit genutzt, dank lieber Hilfe von unseren Handwerkern, die mir die Fensterläden aus- und wieder eingehängt haben, die zahlreichen hölzernen Klappläden mit Holzlasur zu streichen. Es war nötig!

Und nun noch eine direkte Nachricht: Liebe Frau R., herzlichen Dank für Ihren Brief, den ich in Scuol vorgefunden habe! Wir freuen uns darauf, Sie bei uns zu empfangen, zusammen mit Ihrer grossen Familie! Ich werde bei Ihrer Ankunft hier sein und schauen, dass Sie alles zum Besten vorfinden. Wie schön, dass Sie Ihr grosses Fest bei uns feiern! Bitte schicken Sie mir doch Ihre e-mail-Adresse an lanz.partner@bluewin.ch. Da Sie meinen Blog lesen, haben Sie ja sicher ein e-mail; auf Ihrem Brief stand sie aber leider nicht drauf. Herzlichen Dank.

Zum Abschluss dieses Blog-Eintrags möchte ich noch ein Foto des kunstvollsten "Holzstosses" mit Euch teilen, den ich je gesehen habe. Steht in Scuol ...

Montag, 21. April 2014

Carlas Gitzibraten-Rezept

Hier im Unterengadin gibt es zu Ostern Gitzibraten. Ich habe Carla Wetzel, die Frau von unserem Baumeister, nach ihrem Originalrezept gefragt. Hier ist es:
Ein Kilo Gitzi (Zicklein) in Stücke schneiden, pfeffern und salzen, in Mehl wenden und im heissen Olivenöl scharf anbraten. Ofen auf 160 Grad vorheizen. Frisches Olivenöl in einen Bräter giessen, die angebratenen Gitzistücke hineingeben und dann ca. 20 Minuten bei 160 Grad backen, dann mit etwas Bouillon und Weisswein ablöschen. Nochmal 20 Minuten backen. Dann Rosmarin, Thymian und gehackten Knoblauch über das Gitzi geben, mit Sauce begiessen. Nochmal 20 Minuten backen. Ganz am Schluss Butterflocken aufs Gitzi setzen und nochmal 5 Minuten backen. Dazu Polenta oder Risotto reichen. Am besten schmeckt dazu die Polenta Nigra (oder Taragana), die mit Buchweizen und Mais gemacht wird (gibt es in Feinkostläden, im Puschlav oder im Veltlin).

Ich habe Carlas Rezept abgewandelt, da ich keine Lust hatte, am Ostersonntag den Backofen zu putzen. Ausserdem hat mir der Metzger Hatecke, bei dem ich telefonisch bestellt hatte, einen ganzen Schlegel gerichtet, und den wollte ich nicht kleinschneiden. Also hier Irenes Gitzibraten:
1.4 kg Gitzischlegel (Gitzigigot) würzen, in Maizena wenden und in heissem Olivenöl scharf anbraten. Ofen auf 200 Grad vorheizen. Parallel dazu eine Zwiebel grob schneiden und 1/2 Sellerieknolle in ca. 1.5 c grosse Würfel schneiden. Eine Bratfolie (oder Bratsäckli - gibt's im Coop) vorbereiten, Gitzischlegel hineinfüllen, wenn er ringsum braun ist. Olivenöl wegleeren. Frisches Olivenöl in die Pfanne geben, Zwiebel und Sellerie hineingeben und so lange dünsten, bis die Zwiebel glasig ist. Mit 1/4 l Bouillon ablöschen, Thymian und Rosmarin dazugeben und etwas einkochen. Weisswein nach Geschmack dazugeben, alles in den Bratsack einfüllen. Sack zuschnüren, mit einer Nadel 10 x oben einstecken, in einen Bräter setzen und in den Ofen schieben. Für 1 1/4 h vergessen. In der Zwischenzeit Polenta kochen und Apéro trinken. Nachher Bratsack aufschneiden, alles in den Bräter geben, Butterflocken aufs Gitzi und nochmal 5 Minuten in den Ofen geben. Gitzi tranchieren, mit Polenta und Sauce anrichten und geniessen! Einfach herrlich. Frohe Ostern!

Und hier noch ein wunderbares Sgraffito-Portal aus Sent.