Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachtseinkauf mit Pannen

Tja, was tut man am Tag vor Weihnachten? Einkaufen ... und seien es nur die Bestandteile für's Festtagsmenu. Im Mini-Coop von Scuol (immerhin der grösste Lebensmittelladen zwischen Österreich und dem Oberengadin) gingen gestern pünktlich um 17.30 Uhr die Lichter aus. Und natürlich die elektronischen Waagen, Registrierkassen, Kühltruhen etc..

Die Einkäufer nahmen es gelassen: "Ohhuh" tönte es durch den Laden, dann wurden Handys gezückt, LED-Taschenlampen ausgepackt, und das Shopping ging weiter. Nur unverpackte Güter wie Frischgemüse und Frischfleisch waren erst mal nicht zu haben. An der Kasse gab es dann einen langen Stau. Wer Bargeld hatte, konnte zahlen, wer EC-direkt verwenden wollte, musste warten. (Und da wollen unsere Banken und Politiker das Bargeld abschaffen!?) Irgendwann ging dann das Licht wieder an, Applaus allenthalben.

Dem Shopping-Vergnügen tat's keinen Abbruch. Im Gegenteil: Wer eine Taschenlampe hatte, wurde sehr schnell zum geselligen Mittelpunkt ... Euch allen wünsche ich von Herzen frohe Festtage!

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Schwarzeis

Gestern waren wir im Oberengadin. Auf dem St. Moritzer See und dem Silvaplaner See ist Schwarzeis, d.h. der See ist zu einer spiegelnden schwarzen Fläche gefroren. Dies kommt nur ca. alle 10 Jahre vor, denn in der Regel schneit es, bevor die Seen so fest gefroren sind, dass man sie betreten kann. Die schwarze Fläche ist wie Glas, so glatt, dass man mit den Schlittschuhen vollkommen mühelos darauf gleitet. An den Rändern sieht man durch's Eis den Seegrund.


Wir sind mehrere Stunden auf dem See herumgekurvt. Das Eis ist nicht still, sondern tönt, dröhnt und zzzingt, eine grandiose Natursymphonie. Nur wenn es direkt unter den Füssen knistert, wird es etwas beängstigend. Im Eis selbst gibt es die herrlichsten Strukturen, wie moderne Kunst.








Schliesslich kehren wir müde und glücklich zu unseren Rucksäcken zurück. Aber inzwischen hatte es getaut, oder sich das Eis gesenkt, oder sonst irgend ein spezielles Phänomen gegeben; jedenfalls standen unsere Rucksäcke, die wir auf das hartgefrorene Eis gestellt hatten, im Wasser.



Ja, genau da, wo es so richtig nass aussieht. Da half nur, die Rucksäcke ausleeren! Glücklicherweise war unser Picknick gut eingepackt, und den Rest haben wir nass nach Hause getragen ...


Donnerstag, 5. Dezember 2013

Schwerelos im Solebad

Das Engadinerbad (Bogn Engiadina) ist jetzt am Schönsten: wenig Gäste, viel Platz, Ruhe und eine herrliche neue Saunalandschaft. Als ich heute um 13.30 ins Bogn kam, war ich fast allein. Zuerst gehe ich in das heisse Aussenbecken: 4 Sprudelvarianten, Düsen, Wasserfälle und einen herrlichen Strömungskanal. Dann ins Dampfbad (letztes Jahr neu gemacht), und dann zum ersten Höhepunkt: dem Solebad. Die Kenner legen sich auf das Wasser wie im Toten Meer: Das Solebad ist so konzentriert, dass es einen trägt, wenn man sich auf den Rücken legt.

Schwerelos schweben im warmen Wasser - so muss das im Mutterbauch gewesen sein. Oder vielleicht fühlen sich Astronauten so? Wenn man dann wieder rausgeht, fühlt sich der ganze Körper matt und schwer an. Da hilft nur eines: Ab ins Kaltbad (Tauchbecken). Brr! Glücklicherweise ist das Warmbad gleich daneben.

Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, ist man reif für eine Ruhepause: Entweder unter Infrarotlampen, oder im Ruheraum im ersten Stock des Saunabereichs (Nacktzone mit Gratis-Tee), oder im Ruheraum Könz mit Kamin, der ganz neu gestaltet wurde.

Auch die neue Saunalandschaft ist einen Besuch wert! Warmraum (60 Grad), Aufgusssauna (habe heute Aloe Vera probiert) mit 90 Grad, Kaminsauna mit 85 Grad, Damensauna mit 80 Grad und ein grosses Aussenbecken mit Kaltwasser. Drinnen gibt es ca. 10 verschiedene Regenduschen, Wasserfälle und Sprühdüsen, und zur Freude aller Junggebliebenen einen Bottich mit Eispellets. Damit kann man Freunde, Kollegen und die eigenen Kinder so richtig herrlich abreiben!

Geht mal ins Engadiner Bad - und nicht nur bei Schlechtwetter! Der Ruheraum in 1. Stock ist am schönsten, wenn die Sonne auf die Liegen scheint. Das ist wie in der Karibik - nur bequemer und garantiert ohne Sonnenbrand!http://www.engadin.com/wellness/baeder/engadin-bad-scuol/?R=1&S=2

Samstag, 23. November 2013

Endlich Winter in Scuol!

Während das Flachland mit Schnee und Eis kämpft, freuen wir uns in Scuol darüber, dass der Winter endlich eingezogen ist. Die traumhafte Landschaft, ein Feuer im Cheminée und Schneeflocken vor dem Fenster lassen einen langsam an Weihnachten denken. Hier einige der Unterengadiner Sehenswürdigkeiten im ersten Schnee.


Der Turm von Ardez vom Bahnhof aus. Ach ja, es ist ratsam, das Auto im Unterland zu lassen, wenn man keinen 4 x 4 hat. Da beim ersten Schnee der Boden noch warm ist, taut der Matsch und gefriert am Abend zu einer Eisbahn. Ohne Spikes sind sogar Moonboots und Wanderschuhe mit Profil ziemlich glatt. Hab' ich gestern abend gemerkt, als ich den steilen Weg ins Dorf hinunter nehmen wollte und etliche Meter auf dem Allerwertesten bewältigte!



Hier der Blick, den ich so liebe: Schloss Tarasp vor seiner imposanten Bergkulisse (auch aus dem Zug fotografiert). Vom Auto aus sieht man diesen Blick nicht, da die Strasse tief unten in der Innschlucht verläuft.

Und hier die Morgenüberraschung: Am Abend hat es noch gescheit, am Morgen herrscht Sonnenschein und klare, frische Bergluft. Wo könnte es denn schöner sein (ausser für Insel-Fans)?

Tja, und das Eisfeld hat auch schon offen. Ab 11.00 Uhr liegt es in der Sonne und ist derzeit bei der Dorfjugend äusserst beliebt (Touristen kann man im November an einer Hand abzählen!). Schön für uns, die stille Zeit in Scuol; in einem Monat ist schon wieder Hochsaison Ich freue mich auf Gäste aus Barcelona, Moskau, Holland, Deutschland und der Schweiz ...

Montag, 11. November 2013

Der beste Wetter- und Schneebericht

Einige Wintergäste haben mir geschrieben, dass sie den Wetterberiht aufmerksam verfolgen und sehnlichst auf den ersten Schnee warten. Ihr dürft Euch freuen: In Scuol hat's im Skigebiet schon recht viel Schnee! Hier der direkte Link zur Webcam Motta Naluns: http://www.bergfex.ch/scuol/webcams/c616/.

Den besten Wetterbericht (ist wirklich zuverlässig!) findet Ihr unter http://www.bergfex.ch/scuol/wetter/. Weil Scuol als Binnental ein eigenes Klima hat, kann man die üblichen Wetterberichte hier oben nicht brauchen. Bergfex ist der beste!

Montag, 4. November 2013

Nanu, ist da ein Pferd geschrumpft?

Oberhalb vom Dorf Scuol befindet sich auf ca. 1500 m Höhe der Reiterhof San Jon. Mit gegen 100 Pferden ist er einer der grössten Reiterhöfe der Schweiz. Ein wahres Paradies für Pferdeliebhaber, egal ob Anfänger, "Englisch-Reiter" oder, vor allem, Westernreiter. In San Jon kann man einfach reiten, ausreiten, ein-Tages- oder Mehrtagestrekkings machen und sogar übernachten. Im Winter fahren die Schlitten von San Jon ins tiefverschneite S'Charltal, und im Dorf Scuol gibt es eine Fondue-Kutsche für die Gäste. Schaut mal das tolle Programm an unter www.sanjon.ch. Die Besitzer und Angestellten sind auch richtig, richtig nett. 

Meine Tochter war im Oktober mit einer Gruppe von Freunden auf einem Trekking. Da Anfänger dabei waren, ging es ganz sachte im Schritt, die guten Reiter durften aber am nächsten Tag noch mal so richtig los ... und da ging's dann ab: im Galopp die steilen Hänge hinauf durch den Wald, über die Wiese hinter dem Reiterhof, auf Westernsätteln. "Knauf mit einer Hand festhalten, Zügel mit der anderen!", hiess es, und dann ab die Post. Nora war so begeistert von ihrem mächtigen Schimmel, dass sie am nächsten Wochenende gleich nochmal hin wollte um so richtig frei zu galoppieren. 


Hier bereitet sie ihren Schimmel Elgon vor.


Na so was - ist das Pferd plötzlich geschrumpft?

Nein, sieht nur so aus. Elgon hatte nämlich ein Hufeisen verloren und konnte nicht geritten werden. Kurzerhanad bekam Nora einen anderen Schimmel, einen Halbaraber, entsprechend fein und zierlich. "Hatte aber auch Dampf unter'm Füdli!" (das verstehen nur Schweizer!), meinte meine Tochter nach dem Ausritt.



Ich genoss währenddessen die letzte warme Herbstsonne vor dem Reiterhof im Freilicht-Reiterstübli. Pferdeliebhaber, San Jon ist einen Ausritt wert! Ist übrigens ganz einfach mit dem Postauto zu erreichen (Richtung S'Charl, ca. 10 Minuten ab Scuol).

Samstag, 26. Oktober 2013

Unverhoffte Winterwanderung nach Lü

Mitte Oktober habe ich Freunde bei mir in Scuol zu Besuch gehabt. Sie wollten wandern - Richtung Süden; den Sonnenhang oberhalb von Ftan, Scuol und Sent kannten sie schon. Nur Pech, dass es am Wochenende vorher geschneit hatte, und zwar richtig viel! Nach Süden (alles Nordhänge) lag der Schnee auf allen Wegen, und alle Täler münden in einen Pass über 2000 m Höhe. Gut, die Wanderung war bestellt, und ich erkundigte mich vorsichtshalber mal beim Tourismusbüro, welche Wege denn überhaupt gangbar seien. Ich wählte den leichtesten, die Wanderung von S'Charl nach Lü im Münstertal. Der Pass ist in einer sanften Steigung zu bewältigen und nur 2250 m hoch. Es seien ihn auch schon Leute gegangen, hiess es im Tourismusbüro, also machbar.

Am Morgen um 08.37 nahmen wir das Postauto nach S'charl. Das wilde S'Charltal entlang, mit einem Chauffeur, der sich über die Touristen freute und alle Sehenswürdigkeiten auf dem Weg erklärte. In S'Charl gab es dann erst mal einen Kaffee (auf dem ganzen Weg nach Lü, 13 km, gemäss Beschreibung 4 Stunden - mit Schnee hiess es, 5 Stunden, gibt es im Spätherbst keine Einkehrmöglichkeit).



S'Charl, auf ca. 1800 m Höhe gelegen, ist ein beliebtes Ausflugsziel, besonders im Herbst, wenn die Lärchen sich golden färben. Von dort aus geht es auf einer breiten Naturstrasse (wird im Sommer auch von Kutschen befahren) hinauf zur Alp Astras. Dabei kommt man am Arvenwald von Tamangur vorbei (klingt doch wie im Märchen!). Er ist der grösste und höchst gelegene zusammenhängende Arvenwald von Europa.



Die Arve ist ein einheimischer Baum, dessen Holz unbeschreiblich gut duftet. Die Klosterfrauen von Sta Maria im Münstertal haben vor Jahrhunderten herausgefunden, dass die ätherischen Öle der Arve gesundheitsfördernd sind: Arvenduft beruhigt das Herz und beugt Erkältungen vor, also das Richtige für gestresste Unterländer. Die Apotheke in Scuol verkauft Arvenessenz als Raumduft, der Bioladen selbst gemachte Arvensalbe (herrlich!). Im Wald von Tamangur wächst die Arve bis auf 2400 m Höhe; die älstesten Bäume sind bis zu 700 Jahre alt - ein echtes Naturwunder.


Links im Foto sieht man den Wald von Tamangur, vor uns die Alp Astras, eine riesige Alpfläche, natürlich um diese Jahreszeit längst verlassen. Bis zur Alp Astras war der Weg gut begehbar.


Die Alp liegt auf 1934 m Höhe. Jetzt nur noch ca. 300 m sanfter Aufstieg dem Bach entlang bis zur Passhöhe "Costainas", dachten wir.


Das Foto lässt erahnen, was uns erwartete: Hinter der Alp Astras war der Weg tief verschneit - das heisst, von einem Weg konnte keine Rede mehr sein. Es gab einen Wegweiser und tiefe Fussstapfen, die ca. 50 cm in den Schnee eingesunken waren. Aber wir lassen uns ja nicht lumpen - auf ging's, von Fussstapfen zu Fussstapfen, jeder knietief. Ohne hohe Schuhe und Wanderstöcke wär's aussichtslos gewesen.



Was soll's! Nach ca. 5 km Tiefschnee-Stampfen erwartete uns hinter der Passhöhe ein wunderbarer Blick ins Münstertal (Val Mustair). Wir waren so fertig, dass wir klammheimlich den Zaun zu einer Jagdhütte überkletterten und uns der Länge nach auf die Holzbänke legten um eine Runde zu schlafen. Gerade rechtzeitig, bevor die Besitzer eintrafen (den Salat und das Brot hatten sie schon in den Eingang zur Hütte gestellt) machten wir uns aus dem Staub!



Der Abstieg führt zuerst einige hundert Meter steil auf einem Fahrsträsschen hinunter, dann stetig leicht abschüssig nach Lü (ca. 1900 m). In Lü gibt's ein Restaurant und ein Postauto, das einen hinunter ins Tal bringt. Dort einmal umsteigen und dann auf der herrlichen Route durch den Nationalpark über den Ofenpass hinunter nach Zernez. Dort kann man direkt in die Rhätische Bahn umsteigen, die einen dann nach Scuol bringt. Diese Wanderung mache ich sicher nochmal (ist eigentlich ganz leicht und nicht anstrengend), aber nicht mehr im Tiefschnee!